|
|
||||
|
Reisebericht aus dem Sanella-Album Mittel- und Südamerika |
=========================================
|
|
Erdeulen und Stinktiere Unser Gastgeber und seine Frau wollen uns nicht wieder fortlassen. Besuch ist selten in der Pampa. Also bleiben wir noch zwei Tage und besichtigen die riesigen Ländereien. Unglaublich fruchtbar ist das Land. Wo es genügend Regen gibt, wird Getreide angebaut. Während der Erntezeit kamen früher Tausende von ausländischen Arbeitern ins Land, schufteten einige Wochen schwer, hausten in schlechten Unterkünften, aber bekamen gut zu essen: Es gab viel Fleisch und den schweren, dunklen Mendozawein. Am Ende der Ernte wurde entlohnt, und die Arbeiter zogen ab. Viele Italiener waren darunter, die wieder heimfuhren. Jetzt wird das Getreide mit riesigen modernen Maschinen gemäht, |
||||||
.
|
gedroschen, gereinigt und in Säcke gefüllt. Wir haben zugesehen. Da sind nur noch wenig Arbeiter nötig. Onkel Tom verhandelt übrigens wegen neuer amerikanischer Traktoren mit dem Farmer. Ein Teil dieses Großgrundbesitzes ist weniger fruchtbar. Es wächst aber immer noch genügend Gras, um Viehzucht zu treiben. Die Tiere - auf der Farm unseres Gastgebers sind es vor allem Pferde und Kühe - weiden ohne besondere Aufsicht das ganze Jahr hindurch im Freien. Uns war unterwegs schon aufgefallen, daß man kaum kleinere Bauernhöfe sieht, wie es sie bei uns zahlreich gibt. Jetzt erfuhren wir die Erklärung dafür: Die Großfarmer verpachten Landstücke für ein paar Jahre an kleinere Landwirte. Die bauen meist Weizen an. Wenn der Pachtvertrag abläuft, muß aber zuletzt Luzerne als Kraftfutter fürs Vieh ausgesät werden. Der Acker bleibt dann für zehn Jahre nahrhafte Weide, und der Pächter muß weiterziehen. Selbst seine ärmliche Behausung hat er wieder abreißen müssen. Zu Wohlstand und Seßhaftigkeit kann er so nicht kommen. Wir sind einen ganzen Tag über die unendlichen Viehweiden gestreift. Zu Fuß geht das natürlich nicht. Der Estanciero fährt zumeist mit dem Auto durch seinen Besitz, der so groß wie ein kleines Fürstentum ist. Außer den Viehherden haben wir wenig Getier in der stein und fast baumlosen Grasebene gesehen. Auf den Pfosten der Gatter sitzt ab und zu eine Erdeule. |
.
|
Das Gerippe eines gefallenen Rindes liegt verblichen am Boden; die Geier haben den Kadaver längst vertilgt. Die Hunde unseres Gastgebers brachten unterwegs mehrmals ein Gürteltier angeschleppt. Wir ließen die komischen kleinen Vierbeiner wieder laufen, und sie wackelten eilig davon. Abends, nahe der Farm, hätte ich beinahe noch Pech gehabt. Kroch da ein Tier mit schwarzweißem Fell und buschigem Schwanz durch das Gebüsch nahe am Haus und schien gar nicht scheu. Ich wollte es mir näher betrachten. Paulo riß mich zurück. Ein Stinktier! Wenn es erschreckt wird, spritzt es eine stinkende Flüssigkeit zur Verteidigung aus. Da war das Unglück aber auch schon geschehen. Die Ladung konnte mich zwar nicht erreichen. Aber ringsum stank es unbeschreiblich. |
|
||||||
.